Homematic IP wired, Neuinstallation

Liebe Experten,
Ich plane gerade für ein Nebengebäude die HM IP wired Installation und stehe da vor einer Frage:
Bislang habe ich sternförmig verkabelt, also alle Schalter in die Verteilung gelegt und alle Rollläden und Lampen.
Ich habe verstanden, dass die Schalter direkt an das Eingangsmodul geschlossen werden (bis zu 32 Schalter möglich) und die Lampen oder Rollläden mit den Schaltaktoren verbunden werden. Ein Schalten erfolgt dann durch Verknüpfung der jeweiligen Kanäle des Eingangsmoduls mit denen der Schaltaktoren.

Nun meine Frage:
Wohin kommen FI Schalter und Sicherungsautomaten, wenn ich beispielsweise Außenbeleuchtung und Innenbeleuchtung mit getrennten FI absichern will und innen für verschiedene Räume (Licht und Rollläden) getrennte Sicherungsautomaten einsetzen will? Ich kann dich nicht hinter den Kanälen der Schaltaktoren für jede schaltbare Lichtquelle einen eigenen FI oder Sicherungsautomaten einbauen?!
Kann mir jemand einfach erläutern, wo und wie FI und darunterlegende Sicherungsautomaten in die Schaltung integriert werden?

Zweite Frage:
Wandthermostate werden offenbar mit Busleitung (ich habe cat6 Kabel verwendet) alle an den Access Point angeschlossen. Welche Reihenklemme eignet sich dafür? Ich muss doch an die Bus Leitungen vom Access Point im Prinzip alle wandtheromostate auflegen…

Ich würde mich riesig über einen Denkanstoß freuen!

Liebe Grüße, Marcus

Hallo Marcus,

zu Frage1:
Ich möchte dringend raten hier einen ausgebildeten Elektriker hinzuzuziehen. Die Fragestellung zeigt auf, dass hier offensichtlich die Grundkenntnisse fehlen. Bei Fehlern in der Elektroinstallation geht es auch mal schnell um Gefahr für Leib und Leben!!
Trotzdem ein paar Grundlagen:
Prinzipiell kommt die Aktorik nach den FI und LS Schaltern. Somit ist diese auch gegen zu hohe Ströme geschützt. Außerdem ist es sicherlich sinnvoll mehrere Aktorausgänge über einen LS Schalter zu versorgen. Das spart Platz im Verteiler und schont den Geldbeutel. Hierzu müssen natürlich die entsprechend geplanten Leistungen berücksichtigt werden.
Weiterhin solltest Du überlegen für was Du die FI Schalter einsetzt. Für die Innenbeleuchtung ist das definitiv nicht gefordert und auch nicht sinnvoll. Hier ist wieder der Elektriker gefragt. Stichwort VDE.
Zur Erfordernis der FI Schalter. FI (steht für Fehlerstromschutz) und LS (Steht für Leitungsschutz) Schalter haben prinzipiell eine eigene Funktion. Es kann / darf kein FI schalter ohne LS Schalter eingesetzt werden!! Andersrum ist das je nach Funktion des entsprechenden Stromkreises schon möglich und zulässig.
Dieses Thema kann man noch beliebig fortsetzen. Als Resultat ist auf jeden Fall anzumerken, dass es nicht DIE EINE Lösung gibt.
Der Stromfluss im Verteiler ist jedoch immer der: Einspeisung, Gruppensicherung (nicht immer erforderlich), Gruppen FI, LS Schalter, Aktor, Reihenklemme, Kabel zum Verbraucher.

zu Frage 2:
Die Busstruktur ist auf den homematic Webseiten super erklärt. Dort gibt es ein Handbuch HMIP in dem auch die Bustopologie erklärt und sehr anschaulich dargestellt ist. Das bitte unbedingt lesen.
Außerdem hat homematic oder EQ-3 einen Kanal auf Youtube. Auch der ist nur zu empfehlen.
Zum Kabeltyp der Busleitung:
Besser ist hier ein IY(St)Y 2x2x0,8 oder 0,6 oder noch besser ein KNX Kabel (grünes Kabel, gleicher Aufbau wie vorig beschriebenes) zu verwenden. Das reicht für die Anforderungen des HMIP Datenbus allemal aus und lässt sich im Verteiler und am Endgerät besser auflegen. Das KNX Kabel hat noch den Vorteil der Spannungsfestigkeit, was die Verlegung und Verwendung innerhalb der Elektroverteiler erleichtert.
UND: Ein 2x2x0,8 hat genau die 4 Drähte die man für den HMIP Bus benötigt. Ein CAT Kabel hat 8, d.h. 4 schneidest Du ab oder die wurschteln irgendwie in up Dose oder Verteiler herum und provozieren Kurzschlüsse.

Womit wir bei Frage 3 wären, die Du nicht gestellt hast:
Die Größe des Verteilers. Die kann durch die HMIP Installation und die fvon Dir gewünschten Reihenklemmen ganz schnell auf ein beachtliches Maß anwachsen. Ein up Verteiler wie er in Haushalten üblich ist, kommt hier i.d.R. an seine Grenzen.
Auch hier kann ich nur dringen an raten einen Fachmann zu konsultieren.

Hier noch ein paar links:

homematic auf youtube
YouTube

Auch zu empfehlen dieser Kanal „verdrahtet“

und dort speziell 4 Videos bei denen die Installation eines kompletten HMIP Wired System von der Planung bis zur Fertigstellung dokumentiert wird. Hier Teil 1:
HomeMatic IP Wired von Anfang an - #1 Vorstellung | verdrahtet.info [4K] - YouTube

Dann viel Spaß
Gruß poacher

Hallo Marcus,

poacher war schneller als ich… Trotzdem mein fertiger Text:

Ich habe grade bei meinem Kollegen einen Neubau mit Homematic ip wired fertiggestellt.

Vom Aufbau habe ich ganz normal mir eine Stromverteilung aufgebaut, sprich 3 RCDs (FI) dahinter die Absicherung durch Leitungsschutzschalter.
Von den Sicherungen gehe ich dann entweder direkt auf die klemme wo eine Steckdose angeklemmt ist wenn sie nicht geschaltet werden soll (Kühlschrank, Server,etc…) die restlichen Verbraucher werden von der Sicherung über einen Schaltaktor/Jalousieaktor verdrahtet.
Auch von mir der Rat es von einer Elektrofachkraft machen zu lassen.

Nun zu deiner Frage 1:

Jeder Kanal von einem Aktor wird mit einem Relais geschaltet, d.h. alle Kanäle sind unabhängig voneinander und können dementsprechend auch je Kanal an verschiedenen RCDs oder verschiedenen Phasen angeklemmt werden.

Beim 8-Fach Schaltaktor ist es so dass jeder Kanal nur eine bestimmte Strombelastbarkeit verträgt bzw Kanal 4 und 6 auch für höhere Lasten ausgelegt sind. Ist bei stärkeren Verbrauchern zu berücksichtigen. Ansonsten darauf achten dass die Kanäle nach Dokumentation richtig abgesichert sind.

Frage 2:

Ich arbeite gerne mit Wago TopJob-Klemmen und Brücken um die Klemmen zu verbinden. um Platz zu sparen sind eher Klemmen mit 2 Potentialen zu empfehlen.

Mfg Daniel

Hallo ihr beiden,
Vielen Dank, dass Ihr euch die Mühe gemacht habt, mir so ausführlich zu antworten. Ich habe nun eine Reihe der hilfreichen Videos geschaut.
Zunächst zur Beruhigung: Natürlich kommt hier ein Elektriker. Die Vorabeiten (Wände schlitzen, Dosen eingipsen, Kabel von der Dose zur Verteilung legen) kann ich selbst. Dennoch möchte ich gerne verstehen, wie die Verteilung grundsätzlich aufgebaut ist.

Zu meiner ersten Frage:
Mir war beim Schaltaktor nicht bewusst, dass jeder Kanal jeweils einen Ein- und Ausgang hat- ich dachte der hat nur einen Eingang und 4 bzw. 8 Ausgänge. Darum hatte ich das mit den Sicherungsautomaten nicht begriffen! Also- von der Sicherung zum Schaltaktor Eingang und von da über den Ausgang zur Lampe. So kann ich theoretisch entweder jeden Kanal mit einer eigenen Sicherung absichern oder verschiedene Kanäle über eine Sicherung zusammenfassen. Hab ich nun begriffen. Es laufen also nur die Leiter durch den Aktor, Nullleiter kommt nur an die entsprechende Klemmleiste in der Verteilung.

Zu meiner zweiten Frage:
Zum Bus noch eine Frage- (vielen Dank für den Tip mit dem Kabel!) sagen wir, ich habe 5 Thermostate, die ja an den Access Point kommen. In Bus 1 des Access Point stecken wir mal das Bus Kabel zum Eingangsmodul und von da weiter zu den Schaltaktoren.
Dann würde ich an Bus 2 die Thermostate anschließen können, richtig? Damit ich nun nicht jeweils 5 Kabel in eine Busklemme stecken muss, fasse ich sie in einer Reihenklemme zusammen und von da aus mit einem Bus Kabel in den Access Point, richtig?

Liebe Grüße, Marcus

Der Verteileraufbau einer Homematic Wired Installation und einer KNX oder SPS Installation unterscheiden sich kaum.
Daher empfiehlt es sich auch mal in die ganzen KNX Anleitungen rein zu sehen. Nur statt eines KNX Relaismoduls, nimmst du halt das Homematic Relais Modul.

Leitungen würde ich auch zur KNX Leitung tendieren. Die darf sowohl innerhalb des Verteilers, als auch in der Wand paralell zu 230V Stromkabeln geführt werden.

Ich möchte nochmal auf folgende Aussage von poacher eingehen:

Weiterhin solltest Du überlegen für was Du die FI Schalter einsetzt. Für die Innenbeleuchtung ist das definitiv nicht gefordert und auch nicht sinnvoll. Hier ist wieder der Elektriker gefragt. Stichwort VDE.

Es gibt seit wenigen Jahren KEINEN Stromkreis im normalen Wohngebäude, der ohne FI Betrieben werden darf. Das heißt alle Stromkreise sind mit FI vorzusehen.

Noch ein kurzes Wort zur Vorschrift FI Schalter einzusetzen:

Diese Vorschrift bezieht sich nur auf Steckdosenstromkreise. D.h. alle Stromkreise mit fest angeschlossenem Betriebsmittel benötigen KEINEN FI. Solte jedoch nur eine Steckdose in diesem Stromkreis vorhanden sein ist ein FI zu verwenden.
Ich verweise hier nochmal auf den Elektriker. Das entsprechende Regelwerk zu FI Schaltern ist umfangreich und durch ständige Anpassungen auch sehr dynamisch.
Ich denke aber das ist eher ein Thema für ein Forum über Elektrotechnik.

Gruß
poacher

Abgesehen davon, dass ein FI auch Brandschutz ist, gilt die Aussagen nur noch bis Juli, soviel ich weiß.

Jede Unterverteilung jede Hauptverteilung lässt sich sowieso viel besser verdrahten.

Ich würde immer mit FI planen. Neu soll auch sein, dass nach einem 3-phasigen Fi mit 30mA nur noch 6 LS-Schalter sitzen dürfen, in „normalen“ Installationen, wegen der Ableitströme, was ich fast nicht glauben kann.
Zitat von hier:

Durch die Reduktion der Ableitströme vom 0,4-Fachen auf das 0,3-fache des Nennfehlerstroms dürfen in der Praxis hinter einer FI-Schutzeinrichtung mit 30 mA (d.h. max. zul. Fehlerstrom 9 mA) nur noch 6 LS-Schalter der Schutzklasse 1 (gem. VDE 0701-0702 beträgt der zulässige Ableitstrom 3,5 mA je Gerät) dreiphasig angeschlossen werden – also nur noch 2 Leitungsschutzschalter je Außenleiter!

Es ist wirklich gut, wie schon erwähnt, sich mit einem Elektrodesigner kurz zu schliessen :wink:
Gruß Helmut