Ich beschäftige mich mal wieder mit einem Lieblingsthema, der Heizung. Es handelt sich konkret um eine Gasheizung mit Flächenheizkörpern bzw. Radiatoren. Und ich suche die effizienteste Weise, Zentralheizung und Heizkörper regelungstechnisch zu verbinden.
Üblich ist es ja, Heizungen Raumtemperatur- oder Außentemperaturgeführt anzusteuern (oder eine Kombination aus beidem). Das ist schon eine Wissenschaft für sich und da die Beziehung zwischen gemessenen Temperaturen, gewünschter Raumtemperatur und der Vorlauf-Solltemperatur (letztlich die Größe die geregelt wird) nicht linear ist gibt es die sog. Heizkurve, an der wer sich traut herumdrehen kann, um die Anlage zu optimieren.
Nun gehen diese herkömmlichen Anlagen aber nicht davon aus, dass ich den präzisen Wärmebedarf eines Heizkreises wirklich kennen kann, jedenfalls nicht bevor ich das Heizwasser nicht hinein gepumpt und die Rücklauftemperatur gemessen habe. Das bedeutet, dass es keine anderen brauchbaren Messgrößen gibt als Außenfühler, Rücklauftemperaturfühler und ggf. noch den Fühler am Raumthermostat. Letzterer ist jedoch meist nur einmal vorhanden in einem wie auch immer zutreffend als „Referenzraum“ bezeichneten Raum.
Ich halte diese „herkömmliche“ Regelungstechnik für nicht optimal, jedenfalls nicht in einem vernetzten Haus, in dem jeder Raum mit einem eigenen Thermostaten und jeder Heizkörper mit einem elektronischen Ventil ausgestattet ist. Ich gehe davon aus, dass sich hier der Wärmebedarf präziser ermitteln lassen müsste und es dann sinnvoll wäre, die angeforderte Vorlauftemperatur - auf irgendeine schlaue Weise - daraus abzuleiten.
Aktuell mache ich mir die Mühe, tatsächlich eine Art „rechnerische Raumtemperatur“ sowohl IST als auch SOLL aus den vorhandenen Thermostaten abzuleiten und berechne daraus in Verbindung mit der gemessenen Außentemperatur eine Heizkurve. Diese übertrage ich dann linear auf die abzufordernde Vorlauf-Solltemperatur. Das funktioniert auch nicht ganz schlecht, allerdings scheint es mir einfach nicht optimal. Zu oft produziert die Heizung bspw. noch Heizwasser, obwohl alle Heizkörperventile zu sind. Andererseits will ich natürlich WENN eines offen ist, dass der Raum auch richtig warm wird. Allein durch das Nachjustieren der Heizkurve werde ich da nichts.
Früher hatte ich mal einfach eine lineare Beziehung hergestellt - Die Öffnungsgrade der einzelnen Heizkörperventile mal Korrekturfaktoren um etwa die Größe der Heizkörper zu berücksichtigen, addiert und diese Summe geteilt durch den theoretischen Höchstwert (oder einen „realistischen“ meinetwegen, denn man will wohl kaum alle Räume auf einmal von 12° auf 23° aufheizen) und das dann per Dreisatz auf die Vorlaufsolltemperatur übertragen, die ich von der Heizungsanlage anfordere. Natürlich das Ergebnis hier auch nochmal begrenzt auf einen vernünftigen Höchstwert, sagen wir mal 75°C.
Mir kommt es vor, als sei das damals effizienter gewesen. Bei Bedarf hat die Heizung punktgenau losgelegt und wenn die Ventile zu waren dann hat sie auch aufgehört, anstatt heißes Wasser im Kreis zu pumpen. Ich habe es letztlich nur geändert, weil überall was von Heizkurve stand und mir meine Lösung schlicht zu simpel vorkam. Aber eventuell hatte ich mit der alten Lösung auch richtig gelegen, weil die Ventilantriebe ja bereits eine lineare Größe (den Ventilöffnungsgrad in Prozent) ausgeben.
Ich finde das Thema jedenfalls sehr spannend, aber mir fehlt einerseits ggf. die Expertise, oder ich sehe einfach den Wald vor lauter Bäumen nicht. Andererseits glaube ich auch, dass in dem Bereich Heizungsbau einfach viel so gemacht wird „weil es schon immer so gemacht wurde“ und bei den damals total richtigen Überlegungen wurde aber noch nicht vom modernen vernetzten Haus ausgegangen.
Würde mich sehr interessieren, wie ihr dieses spezielle Problem löst.